Am 24. Juni 2025 wurde an der Johann-Comenius-Schule Thesdorf das Theaterstück „Freikugeln“ aufgeführt, inspiriert von der Oper „Der Freischütz“. Regie führte Mareike Mähl. Das Stück wurde von Schülerinnen und Schülern gespielt und war eine moderne und humorvolle Umsetzung des klassischen Originals.
Der Jägerbursche Max möchte seine geliebte Agathe heiraten, doch das darf er nur, wenn er vor dem Fürsten und seiner Jagdgesellschaft mit einem Probeschuss seine Treffsicherheit beweist. Er schafft es aber nicht zu treffen, weshalb ihm Kasper hilft, sich „Freikugeln“ zu beschaffen. Diese sind vom Teufel besetzt. Zum Ende hin stellt sich heraus, dass Kasper böse ist und Max schießt mit der verzauberten Kugel, doch der Teufel nimmt sich die Seele vom Kasper. Max muss als Beweis für seine treue Liebe ein Jahr von Agathe Abstand halten, doch nach diesem Jahr heiraten sie.
Die Inszenierung war modern und witzig, obwohl die Vorlage eigentlich ein klassisches Stück ist. Es gab zum Beispiel einen Rollentausch, was sehr unterhaltsam war. Für ein professionelles Theaterstück wäre das vielleicht zu locker, aber für ein Schultheaterstück war es eine tolle Idee, um die Aufmerksamkeit zu halten und das Stück lebendiger zu machen.
Besonders die schauspielerischen Leistungen haben überzeugt.
Die Schauspieler*innen zeigten eine beeindruckende Professionalität. Niemand hat gelacht oder den Text vergessen. Und wenn doch, hat das Publikum es nicht gemerkt. Auch der Tanz war synchron und fehlerfrei – sehr beeindruckend für eine Schüleraufführung. Besonders die schauspielerische Leistung war stark: Jede Rolle wurde glaubwürdig dargestellt. Auch technisch war alles gut abgestimmt: Die Lautstärke war perfekt, man konnte alles verstehen, und es passierte kaum ein Fehler, der nicht sofort behoben wurde.
Der Teufel war richtig stark in seiner Rolle: laut, selbstbewusst und ohne Scheu. Auch wenn sein Kostüm schlicht war, fiel er durch seine Stimme, Körpersprache und Ausstrahlung besonders auf.
Auch der erste Kasper war beeindruckend. Man hatte das Gefühl, dass er wirklich in seiner Rolle „drin“ war. Seine Körpersprache war sehr stark, und es wirkte so, als könnte er auch ohne Text weiterspielen.
Der zweite Kasper war ähnlich gut: Er sprach sehr natürlich, benutzte viel Körpersprache (z. B. das spektakuläre „vom Stuhl Fallen“) und wirkte nicht aufgesetzt oder auswendig gelernt, genau wie der erste und zweite Max.
Das Bühnenbild war sehr schlicht und komplett in Schwarz gehalten. Auch die Schauspieler*innen trugen schwarze Kleidung. Dadurch wirkte die Bühne leer und neutral, wodurch der Fokus ganz auf den Darstellenden und ihren Bewegungen lag. Besonders spannend war, dass alle Geräusche wie Musik oder Effekte von den Schauspieler*innen selbst gemacht wurden, zum Beispiel durch Stampfen oder Klatschen. Das machte die Szene lebendig. Das Licht half dabei, bestimmte Personen oder Ereignisse hervorzuheben. Mal war es hell, mal dunkel. Dadurch entstand Spannung und Abwechslung. Besonders beeindruckend war, wie mit nichts weiter als farbigem Licht und schwarz gekleideten Schauspieler*innen unterschiedliche Orte und Personen dargestellt wurden, ganz ohne große Kulissen oder Kostümen.
Kritikpunkte: Ein wichtiger Kritikpunkt betrifft die Figuren des Teufels und Kaspers: Obwohl diese Rollen für das Stück sehr bedeutend und aussagekräftig sind, hatten sie trotz beeindruckender schauspielerischer Leistung zu wenig Tiefe und wurden zu wenig herausgearbeitet. Es wirkte, als seien sie eher nebensächlich, statt der Höhepunkt des Stücks zu sein.
Außerdem bleiben manche Themen leider recht klischeehaft. So folgt das Stück dem altbekannten Muster eines Wettbewerbs, bei dem der Mann durch Mut und Risiko die hilflose, schöne Frau gewinnt. Die Frau wird dabei als hübsches, aber passives Objekt ohne eigene Meinung oder Fähigkeiten dargestellt. Sie ist sozusagen eine Trophäe. Gerade in einer modernen Inszenierung wäre es interessant gewesen, diese Rollenbilder zu hinterfragen oder sogar zu vertauschen.
Dazu kommt, wie am Anfang schon erwähnt, der Rollentausch, der hauptsächlich für Verwirrung beim Publikum sorgte.
Fazit:
„Freikugeln“ war insgesamt eine kreative und mutige Schülerinszenierung, die mit viel Spielfreude, Humor und originellen Ideen überzeugte. Besonders die starke schauspielerische Leistung und der Einsatz einfacher Mittel machten das Stück lebendig und unterhaltsam. Auch wenn wichtige Rollen wie der Teufel und Kasper etwas mehr Tiefe verdient hätten und manche Themen klischeehaft behandelt wurden, zeigte die Aufführung eindrucksvoll, wie viel Potenzial und Ausdruckskraft ein Schultheaterstück haben kann.
Von Svea Hansen und Maja Protzek Klasse 9a